Spezial zur Bürgermeisterwahl der VG Bad Bergzabern: Martin Blankemeyer – Bündnis 90 Die Grünen

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Wie sieht für Sie ein gelungener Arbeitstag aus? Und der perfekte freie Tag?

Meine Arbeit besteht – egal ob in der Filmproduktion oder als Verbandsbürgermeister – meistens darin, den gerechten Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen hinzubekommen, ohne daß es dabei Verlierer gibt – jeder Tag, an dem das gelingt, ist ein gelungener Tag. Ich bin ein Morgenmensch und freue mich, wenn ich den anstehenden Papierkram bereits in der Frühe erledigt bekomme. Die verbleibende Zeit nutze ich, um mich mit den Menschen um mich herum auszutauschen – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, neue Ideen und andere Perspektiven kennenzulernen und wo nötig auch Konflikte zu moderieren.

Als selbständiger Unternehmer arbeite ich schon seit Jahrzehnten „selbst und ständig“ – so richtig freie Tage gibt es da kaum, was mich aber auch nicht besonders stört, weil mein Berufsalltag so vielseitig und bereichernd ist, daß ich ihn nicht als die Belastung empfinde, von der ich dringend Erholung bräuchte. Verbleibende Freizeit nutze ich gerne, um neue Erfahrungen zu machen und meinen Horizont zu erweitern – sei es durch Reisen oder durch den Besuch von Konzerten, Ausstellungen oder außergewöhnlichen Restaurants. Wenn ich als Verbandsbürgermeister zurück nach Bad Bergzabern kommen darf will ich unbedingt wieder mit dem Reiten anfangen – die Reitstunden auf dem Heidebrunnenhof gehören zu den schönsten Erinnerungen meiner Jugend, das habe ich in der Großstadt sehr vermißt.

Was sehen Sie als die drei größten Herausforderungen als Verbandsbürgermeister*in der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern?

Erstens, das Gegeneinander überwinden und die Menschen zusammenbringen. Zweitens, eine gute Zukunft sichern mit einer florierenden nachhaltigen Wirtschaft, modernen Tourismuskonzepten, einer sicheren Versorgung mit Energie und Wasser und einer Klimabilanz, für die wir uns vor unseren Enkeln nicht schämen müssen. Drittens, eine hohe Lebensqualität verwirklichen mit guten umweltschonenden Verkehrsanbindungen, schnellem Internet, allen wichtigen Fachärztinnen und Fachärzten, alltagstauglicher Kinderbetreuung und einem attraktiven Bildungs- und Kulturangebot.

Was macht unsere Südpfalz für Sie lebenswert?

Die Menschen, ihre Herzlichkeit und Aufrichtigkeit. Die Natur, das Essen, der Wein – und die Nähe zu Frankreich.

Was bringt Sie zum Lachen?

Der Blödsinn, den mein inzwischen sechs Jahre altes Labradormädchen jeden Tag so veranstaltet.

Was bringt Sie zu Ihrer Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN?

Für mich persönlich wünsche ich mir oft einen Staat, der sich zurückhält und Selbstverantwortung und individuelle Freiheit in den Vordergrund stellt. Aber wenn man es dabei belässt, würde das „Recht des Stärkeren“ gelten. Darauf kann man keine Gemeinschaft aufbauen. Es braucht Politikerinnen und Politiker, die auch diejenigen im Auge haben, die sich nicht selbst helfen können – unsere Kinder und Enkel, Menschen die benachteiligt werden und ganz wichtig auch unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Das ist für mich die Rolle von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der Politik. Dazu kommt, daß unsere Welt gerade ziemlich aus den Fugen gerät. Klimawandel, Corona und der Krieg gegen die Ukraine stellen uns vor Herausforderungen, denen man nicht einfach mit dem Wunsch begegnen kann, alles würde so weitergehen wie bisher. Meine Partei ist da nach meinem Gefühl die einzige, die bereit ist, neu zu denken und umzusteuern. Ich bewundere die Fähigkeit von Robert Habeck, den Menschen auch komplexe und unbequeme Vorgänge zuzumuten und zu erklären – da will ich mir eine Scheibe abschneiden.

Noch ein Beispiel: alle Parteien sagen, sie wollten das Klima schützen, aber wenn es darum geht, die Temperatur im Hallenbad um ein einziges Grad zu senken, um Tausende Kubikmeter Gas zu sparen, dann sprechen sich im Verbandsgemeinderat außer den Grünen alle dagegen aus. Dabei wünsche ich mir gerade in der Kommunalpolitik, daß es sehr unideologisch zugeht. „Keine Scheuklappen, keine Berührungsängste, immer das Machbare und das Gemeinwohl im Auge“, so beschreibt mein Parteifreund Boris Palmer sein Verständnis von Kommunalpolitik. Das wünsche ich mir von allen Parteien hier, und daran will ich mich auch selbst messen lassen. Die Tübinger Verpackungssteuer, mit der er versucht, den Fastfood-Müll in den Griff zu kriegen finde ich übrigens vorbildhaft – das kann ich mir auch hier bei uns vorstellen! 

Wie wollen Sie im Falle eines Wahlsiegs ihr neues Amt mit ihrem bisherigen Leben unter einen Hut bringen?

Wenn mich die Wählerinnen und Wähler als Verbandsbürgermeister haben wollen gebe ich meinen Münchner Wohnsitz und auch mein Engagement in der Münchner Kommunalpolitik natürlich vollständig auf und bleibe voll und ganz in der Region Bad Bergzabern. Ich bin hier ja nach dem Abi nur weggegangen, weil ich damals für mich hier keine Perspektive gesehen habe. Jetzt zurückzukommen um zu gestalten – da würde ein Traum in Erfüllung gehen! Und was meine Firma angeht: Filmproduktion besteht aus Projekten – da werde ich natürlich nichts neues anfangen, was mich daran hindern könnte, mich voll auf das Bad Bergzaberner Land konzentrieren zu können. Bis zum Amtsantritt am 1. Mai 2023 ist mein Schreibtisch dann leer und ich habe Kopf und Kalender frei für die Verbandsgemeinde. Und wenn ich meine Freundinnen und Freunde aus der Filmbranche zu sehr vermissen sollte, könnte ich sie ja auch in die Südpfalz holen. Warum sollte nicht ein Filmfestival dabei helfen, die Verbandsgemeinde noch attraktiver zu machen, für Einwohnerinnen und Einwohner wie für Urlauberinnen und Urlauber?